Geschichte der Adventgemeinde Ludwigsburg
Im Jahre 1876 wurde in Solingen die erste Adventgemeinde in Deutschland gegründet. Auch im süddeutschen Raum trug die Arbeit von Bruder L. R. Conradi Früchte: Die erste Gemeinde entstand im Jahre 1894 in Bad Cannstatt. So zählte man 1898 in Deutschland bereits 1422 Gemeindeglieder in 50 Gemeinden.
In den Jahren 1905 und 1906 fanden Vorträge mit den Brüdern Steiner und Muth im Raum Stuttgart und Ludwigsburg statt – zwölf Glaubensgeschwister konnten getauft werden. In dieser politisch kritischen Zeit arbeiteten die Brüder in Deutschland unter schwierigen Bedingungen. In einem Zitat aus dem Zionswächter I/1906 heißt es unter anderem: »In Nürnberg, wo jeder Gottesdienst verboten ist – denn es dürfen nicht einmal zwei Familien die Bibel miteinander lesen – haben wir acht Seelen getauft.«
In Württemberg verlief die Arbeit besser. Prediger H. Steiner berichtete, dass er im Oktober 1906 nach Heilbronn berufen wurde und von dort aus den Geschwistern in Cannstatt und Ludwigsburg mit dem Wort dienen konnte. Erstmalig wird Ludwigsburg als selbständige Gruppe und damit als Gemeinde im Vierteljahresbericht vom 1. Oktober 1908 erwähnt. Der genaue Zeitpunkt der Gründung der Adventgemeinde Ludwigsburg ist nicht bekannt. Er muss aber im zweiten Halbjahr des Jahres 1908 gelegen haben. Die ersten Gaben der Gemeinde wurden im vierten Quartal 1908 an die »Deutsche Union der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten« weitergeleitet und von dort bestätigt.
Die Adventgemeinde Ludwigsburg zählte 1908 zwölf Glieder, wie es der damalige Vierteljahresbericht zeigt. In dieser Zeit versammelten sich die Geschwister in Ludwigsburg bei Geschwister Klump in der Heilbronner Straße zum regelmäßigen Gottesdienst.
In den Jahren 1908 bis 1910 wurde die Gemeinde Ludwigsburg von Stuttgart bzw. Bad Cannstatt aus betreut, bis im Jahre 1910 Bruder Wölpert, der bis dahin in Stuttgart als Buchevangelist tätig war, den Auftrag bekam, die Gemeindeleitung in Ludwigsburg zu übernehmen. Der Umzug mit seiner Familie erfolgte am 29.09.1911.
Nach dem ersten Weltkrieg war es der Gemeinde nicht möglich, sich weiter in der Heilbronner Straße zu versammeln, und so stellte Familie Wölpert in den Jahren 1918 bis 1920 ihre Wohnung für die Gottesdienste zur Verfügung. Etwa im Jahr 1921 fand man dann einen Versammlungsraum im Haus von Schwester Wider in der Seestraße 16.
Anfang der Dreißiger Jahre war die Adventgemeinde so weit gewachsen, dass die Notwendigkeit für einen größeren Versammlungsraum entstand, der dann in der Schützenstraße 4 endlich gefunden werden konnte. Fast vierzig Jahre lang traf sich dort die Adventgemeinde Ludwigsburg zum Gottesdienst.
1955 zählte die Gemeinde Ludwigsburg über 120 Personen. Während des Gottesdienstes mussten Nothocker in die Gänge gestellt werden, denn es standen damals nur 100 Sitzplätze zur Verfügung. Ein neuer Versammlungsraum wurde dringend erforderlich. Doch man lebte noch in der Nachkriegszeit, und an vielen anderen Orten fehlte es infolge der Bombenschäden an Mieträumen für die Gottesdienste. Darüber hinaus war die wirtschaftliche Lage in dieser Zeit angespannt und die zur Verfügung stehenden Gelder für Räumlichkeiten waren knapp.
Endlich konnte im Jahr 1970 für die Gemeinde Ludwigsburg nach einer neuen Versammlungsstätte gesucht werden. Ein passendes Objekt in der Carl-Goerdeler-Straße 16 wurde durch die Opferwilligkeit der Geschwister und mit Zuschüssen des Süddeutschen Bauvereins erworben – ein Haus mit angebautem Fabrikgebäude. Dieses Projekt erforderte aber einen umfassenden Umbau. Bereits im Dezember 1972 konnte aufgrund großen Engagements vieler Geschwister, die ihre Zeit und finanziellen Mittel zur Verfügung stellten, unser neues Gemeindezentrum bezogen werden. Die Einweihungsfeier fand ihren Höhepunkt in einer Erwachsenentaufe nach biblischem Vorbild – 16 Täuflinge bezeugten an diesem Tag öffentlich ihren Bund mit Gott.
1988 – zum 80-jährigen Jubiläum – zählte die Adventgemeinde Ludwigsburg ca. 200 getaufte Gemeindeglieder. Dazu kamen noch eine ganze Reihe von Kindern und Jugendlichen, die das Gemeindeleben enorm bereicherten. Unser ehemaliger Jugendchor »Perspektiven«, und später »Elaion«, war über Jahre weit über die Grenzen Ludwigsburgs durch viele Konzerte bekannt geworden.
Man schreibt das Jahr 1996, und abermals ist die Gemeinde gewachsen und platzt aus allen Nähten. Doch dieses Mal entscheidet man sich nicht für neue, größere Versammlungsräume, sondern beschließt die Gründung einer Tochtergemeinde in der näheren Umgebung. Nach vielen Überlegungen und langer Suche findet sich in Bietigheim in der Sudetenstraße 2 ein passendes Objekt. Und erneut ist es dem Einsatz der Ludwigsburger Gemeindeglieder zu verdanken, dass sich der Umbau zügig gestaltet und auch durch hohes Spendenaufkommen finanziert werden kann. 1998 feiert man die Einweihung der ersten Tochtergemeinde. Ca. 50 Personen, überwiegend aus ihrer Heimatgemeinde Ludwigsburg, finden ihr neues geistliches Zuhause in der Adventgemeinde Bietigheim.
Nur zwei Jahre später, angeregt durch das modern und ansprechend von dem Nürnberger Architekten Stan Sedlbauer in Bietigheim errichtete Gemeindezentrum, wird auch in Ludwigsburg der Wunsch nach einer umfassenden Renovierung laut. War bis dahin der Haupteingang noch an der Gebäudelängsseite in der Hofeinfahrt – vorne an der Carl-Goerdeler-Straße stand ja weiterhin das als Wohnhaus genutzte Gebäude – plante unser Architekt aus Nürnberg nun ein Zentrum mit Eingang von der Straßenseite mit großzügigem Foyer. Auch der Versammlungsraum auf dem Grund des früheren Fabrikgebäudes, der 1972 neu errichtet wurde, fand eine komplette Neugestaltung. Die ehemals dunkle Holzfront ziert nun eine Skulptur eines jungen Bildhauers aus unserer Gemeinde mit der Darstellung der drei Engel aus Offenbarung Kapitel 14. Dankbar blicken wir noch auf die freundliche Unterstützung der Karlshöhe zurück, die uns ihre Kirche für die mehrmonatige Umbauzeit zur Verfügung stellte. Ein Umbau dieses Ausmaßes erfordert eine gute Aufsicht und Leitung. Joachim Johnsen hat erneut – wie schon beim Umbau in Bietigheim – seine fachlichen Kenntnisse eingebracht und entscheidend zum guten Gelingen des Baus beigetragen.
2006 konnte aufgrund weiterer aktiver Gemeindeglieder auch in Kornwestheim eine junge Gemeinde mit ca. 20 Personen ins Leben gerufen werden. Wir freuen uns über diese aufbrechenden missionarischen Perspektiven, auch wenn der Wegzug mancher aktiver Personen aus unseren Ludwigsburger Reihen nicht immer einfach zu verkraften war. Trotz dieser »Aderlässe« in den letzten Jahren durch die Gründung unserer Tochtergemeinden ist unsere Gliederzahl mit 200 getauften Personen wieder auf dem Stand von 1990. Darüber freuen wir uns sehr und sind Gott dankbar.
Wir sehen auch in Zukunft gute Möglichkeiten für eine weitere Gemeindegründung im Großraum Ludwigsburg und sind froh über die sichtbare Führung Gottes in unserer Zeit. Das Vorbild vieler Ludwigsburger Gemeindeglieder in der Vergangenheit macht Mut, mit neuen Visionen in die Zukunft zu sehen.